Dinçer Güçyeter, der Gewinner des diesjährigen Leipziger Buchpreises, las am Freitag, dem 08.12.2023, in der Stadtbibliothek Hückeswagen aus seinem Debüt „Unser Deutschlandmärchen“.
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2022 veröffentlicht Dinçer Güçyeter im mikrotext-Verlag mit „Unser Deutschlandmärchen“ seinen ersten Roman. Sein Romandebüt wird im April 2023 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik ausgezeichnet. Angelegt sei das aus einem experimentellen Mix von Gedichten, Kurzgeschichten, Theaterdialogen, Liedern, Gesängen in Form antiker Tragödienchören mit Fotos aus dem Familienalbum montierte Buch ursprünglich als Dokument für seine Kinder, Neffen und Nichten. Er habe für sie festhalten wollen, wie die Zeit war, als ihre Großeltern Mitte der 60erJahre von der Türkei als sogenannte Gastarbeiter nach Deutschland kamen.
Entstanden ist daraus sein in Leipzig preisgekrönter Debütoman. Er handelt von der Mutter Fatma, die 1965 eine arrangierte Ehe mit Yilmaz eingeht und mit ihm von der Türkei nach Deutschland geht. Und ihrem Sohn Dinçer, der nicht der Mann „im Blaumann“ ist, den sie sich wünscht. Die Mutter arbeitet rund um die Uhr in Fabriken, der Kneipe des Vaters und auf dem Feld. Sie schuftet sich buchstäblich kaputt. Als ihr ein Werktor die Knochen zertrümmert, beginnt ihr Leidensweg von Krankenhaus zu Krankenhaus. Der Vater macht vor allem windige Geschäfte und Schulden. Der Sohn passt nicht in das männliche Wunschbild der Mutter. Er will Gedichte schreiben und Theater spielen, lernt aber mit sechzehn Jahren nach ihrem Wunsch Werkzeugmacher.
Dinçer Güçyeters „Unser Deutschlandmärchen“ ist eine Geschichte von Arbeit und Schulden, ungelebten Träumen und Sehnsüchten. Aber auch eine Dokumentation der Ausgrenzung, von politischen und gesellschaftlichen Märchen und der im krassen Gegensatz dazu stehenden Realität. Es ist ein Märchen von Verlockungen, Hoffnungen, Gefahren, Enttäuschungen und Wundern. Ich wollte meine eigenen Lieder singen, so der Autor. Mit seiner Lyrik und seinem ersten Roman ist es ihm gelungen.